Freitag, 15. November 2013

Molekularbiologische Praktika


Wer Biologie studiert wird auch molekularbiologische Praktika machen (müssen). Hier meine Erfahrungen und Ratschläge dazu. Natürlich kann das von Uni zu Uni stark variieren...

1. Länge
In vielen Fällen dauern die Praktika 4-6 Wochen meistens ganztägig. Deshalb sollte man sich sonst nichts parallel vornehmen. Besonders wenn danach noch Klausuren anstehen. Meistens wird um 8-9 Uhr angefangen, oft bekommt man noch eine theoretische Anweisung, dann darf man bis zum Ende des Versuches (meist bis 5-6 Uhr abends) arbeiten.

2. Der Theorieteil
Gut ist es wenn man am Anfang eines Praktikums erklärt bekommt warum man etwas macht und was der Hintergrund ist. Z.B. warum läuft das Protein im SDS Gel so, warum wird die DNA aufgetrennt und was passiert beim Fällen bzw Aufreinigen eines Proteins...Eine weitere Vorlesung a la "Proteine bestehen aus Aminosäuren" hilft eher wenig. Der Teil sollte aber nicht zu lange dauern, da man als Student doch lieber gleich anfangen möchte und viele Versuche lange dauern.

3. Der Praktische Teil
Meist findet das Praktikum in einem Extraraum statt, oft mit 10-12 Studenten. Mehr sollten es nicht sein. Darauf achten sollte man, daß man entweder alleine arbeiten kann oder in 2er Gruppen. Vierergruppen sind sehr nervig und da kann es zu skurrilen Szenen kommen, wie : Einer pipettiert das Substrat in die Küvette, der nächste das Enzym, der dritte steckt die Küvette in den Photometer, der vierte liest ab und schreibt auf... das ist kaum sinnvoll.
Oft besteht die Praxis aus dem Aufreinigen von DNA und Proteinen aus verschiedenen Organismen (Zellen/Bakterien) und eine eventuelle Behandlung (z.B. schneiden mit Enzymen, Klonieren). Dies sind meist Standartverfahren im Labor und es ist sinnvoll dies zu lernen. Alles sollte gut protokolliert werden,weil immer eine Art Protokoll verlangt wird.

4. Klausur/Protokoll
Manchmal verlangt der Leiter eine Art Abschlussklausur, die über den Theorieteil geht. Immer war jedoch ein Protokoll verlangt, das meist eine kurze Beschreibung des Versuches beinhalten sollte, ein Material und Methodenteil und die Ergebnisse mit einer Diskussion (was lief falsch, wie sind die Ergebnisse). Das Protokoll sollte auch Originalmessdaten enthalten und mit hübschen Exceldiagrammen geschmückt sein. Ein Hiwi oder der Prof schaut sich das meist an und korrigiert es, u.U. will er dann auch eine verbesserte Version nachgereicht haben.

5. Die Betreuung
Es ist selten, daß sich die Professoren in die Praktika herablassen. Wenn man Glück hat übernehmen sie den Theorieteil aber die praktische Anleitungen dürfen immer die Doktoranden oder Postdocs übernehmen. Hier kann man Glück haben und auf motivierte Mitarbeiter treffen, die gerne Studenten unterrichten oder aber auf gefrustete Postdocs, die die Lehre als reine Zeitverschwendung betrachten (was sie für Doktoranden/Postdocs leider auch meistens ist-niemand fragt bei Jobinterviews hinterher wie gut man Studis unterrichtet hat). Wenn man selbst mal als Doktorand Studenten unterrichten muß wird man dies besser verstehen...

6. Die Ausstattung
Dies dürfte sehr von Uni zu Uni variieren. Manchmal hat man Glück und darf mit neuen Pipetten und Messmethoden/Geräten arbeiten. Oft sind die Studentenpraktika sehr schlecht ausgestattet und man hat Geräte aus der Steinzeit der Molekularbiologie. Das ist nicht immer schlecht, denn man lernt auch aus der Bedienung der alten Geräte einiges. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß moderne Institute auch gut ausgestattete Praktikumsräume haben.

  

    

Professorentypen (III)


Ein neuer Blog zu den verschiedenen Prof.typen, viele sind natürlich nur eine Mischung aus diversen Typen, also alles nicht zu ernst nehmen. Übertreibungen sind nicht zu vermeiden ;-)

3. Die Chefin

Frauen als Professoren sind nach wie vor sehr unterrepräsentiert. Das liegt nicht daran, dass sie schlechte Forscher sind sondern eher daran, daß sie irgendwann eine Familie gründen wollen und dann 2-3 Jahre aus dem Betrieb raus sind.
Und niemand stellt jemand ein, der wenig publiziert hat... was nun mal unabänderlich ist, wenn man Kinder erzieht...
Also gibt es meist nur zwei Typen von Chefinnen:

a) Die Glückliche
b) Die Familienlose
c) Die Normale

zu a). Die Glückliche hat das große Glück aus einer reichen Familie zu kommen. Studium und Promotion hat sie gut genommen, eventuell vorhandene Kinder wurden von einer Nanny großgezogen. Die Glückliche konnte weiter im Labor forschen und hat nun keine Probleme mit Weiterbeschäftigung, anders als Frauen, die mal eben 3 Jahre für die Erziehung des Kindes zuhause bleiben...Leider hat sie kein Verständnis für arme Doktoranden/innen, die vielleicht sogar noch Kinder haben. Sie sollen doch auch eine Nanny einstellen, was aber aufgrund des fehlenden Geldes kaum geht. 
Meist kommt die Glückliche aus einer Professorenfamilie und hat durch gute Verbindungen auch keine große Zukunftssorgen. Für die Doktoranden bedeutet das meistens, dass sie nur wenig Verständnis gegenüber den Alltagsproblemen hat und nur in einem Forschungselfenbeinturm wohnt.

zu b). Die Familienlose hat ihre Karriere voll auf die Forschung gesetzt. Kaum Freunde, kein Mann, natürlich auch keine Kinder. Also nichts was sie von ihren hehren Zielen ablenken könnte. Sie hat Studium und Promotion/Prof sehr schnell abgefertigt/erhalten und erwartet das auch von ihren Doktoranden. Sie hat wenig Verständnis für Familienprobleme und Hobbies. Wenn der Mitarbeiter eigene Kinder hat/bekommt wird er argwöhnisch betrachtet und die Anwesenheitsstunden im Labor gezählt. Sie ist Expertin in ihrem Fachgebiet und 24h am Tag im Labor anzutreffen. Seminare werden zu Familiensprechstunden, sind exzessiv im Zeitaufwand und meist 2-3mal in der Woche, vorzugsweise abends, damit man nicht zu früh gehen kann. Sie behandelt ihre Untergebenen wie eine eigene Familie, meist streng und will über jeden Erfolg sofort informiert werden. Sie erwartet viel und hält nicht von Bummelei und Prokrastination.
Sie hat gefallen an chinesischen und indischen Studenten gefunden, da diese arbeitswillig sind, keine Familie in Deutschland haben und wenig nachfragen. Ausserdem sind sie schnell und intelligent, auch wenn die Ausbildung im eigenen Land eher schlecht ist, lernen sie schnell dazu.

Fazit:
Wenn bei dem ersten Vorstellungsgespräch auch nur einige wenige Anzeichen für das Vorhandensein einer solchen Chefin sprechen, rate ich eher dazu schnell zu verschwinden... 

Typ c) Die normale
Wer eine normale, mitfühlende Chefin trifft hat sicher das große Los gezogen. Meist ist sie sehr tolerant, rücksichtsvoll auch mit Doktoranden mit Kindern und lässt auch mal die Leute feiern.
Sie sorgt für ihre Gruppe und versucht Eifersucht innerhalb der Gruppe zu vermeiden. Leider sind die Gruppen eher klein und bestehen nur aus wenigen Doktoranden oder TAs. Der wissenschaftliche Output ist eher klein aber genügt für wenige Stellen. Wenn die normale älter wird, kann es sein, dass die Gruppe wächst und zunehmend an wissenschaftlicher Reputation gewinnt.