Montag, 28. Oktober 2013

Schnippelkurse

Wer wie ich noch Biologie auf Diplom studiert hat wird sich vielleicht an die Kurse in den ersten Semestern erinnern. In Zoologie durfte man tote Tiere auseinanderschneiden und abmalen was man vermeintlich darin entdecken konnte und in Botanik durfte man dasselbe mit Pflanzen machen.

Diese Kurse wurden verächtlich "Schnippelkurse" genannt und es gab kaum einen, der sich wirklich damit anfreunden konnte.

Warum wohl ? Nun am Anfang waren die Kurse (besonders in Zoologie) noch recht einfach. Ein paar Protozoen unter dem Mikroskop beobachten und zeichnen. Dann kamen die Cnidaria dran. Den Hydra sp. (Wasserpolyp) galt es zu finden und zu zeichnen. Daneben hatte man immer das Standartlehrbuch, den Kükenthal. Leider war es das auch mit den einfachen Tierchen. Dann kamen die wirklich ekligen Sachen.

Fadenwürmer gingen ja noch --- aber die Weinbergschnecke aufschneiden und den inneren Matsch zu zeichnen war einfach furchtbar. Die meisten zeichneten auch nicht was sie sahen sondern schauten im Buch nach wie es auszusehen hatte, da kaum jemand die Schnecke vernünftig aufschneiden konnte. Auch war niemand so erfahren die einzelnen Organe wirklich zuordnen zu können.  

Leichter waren dann der Regenwurm und die Miesmuschel. Aber auch hier war das Buch die eigentliche Vorlage und das eigene Geschnippel oft nur Matsch. Überhaupt waren diese Kurse für zeichnerisch unbegabte ein absoluter Horror. Man wurde für jedes Bild benotet (+/0/-) und meist bekam man nur eine 0 oder ein Minus...

Dann musste eine Küchenschabe (Periplaneta americana) aufgeschnitten und gezeichnet werden. Keine leichte Aufgabe, die man nur mit Hilfe des Buches lösen konnte. Unvermeidlich waren dann Vorträge über weitere Mundwerkzeuge der Insekten, eine Sache, die kein Biochemiker oder Molekularbiologe jemals wieder gebrauchen kann... 

Interessant war das Aufschneiden des Fisches- nicht weil die Anatomie so spannend war- sondern weil der Saal dann so toll nach Fischhalle roch... Da ist man froh nicht im Hamburger Fischmarkt arbeiten zu müssen.

Einfach waren dann der der Seestern, der aufgrund der harten Schale gut zu knacken war. Eine Maus zum Schluss blieb uns erspart. Wir konnten dafür einfach fertige Präparate von anderen Kursen nehmen.

Wer sich in Zoologie spezialisieren wollte, dem war dieser Kurs sicher sehr hilfreich. Alle Molekularbiologen fanden den Kurs eine reichlich unnötige Zeitverschwendung. Man kann froh sein, wenn heutige Bio-Studenten dies nicht mehr machen müssen.


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